«Seit einem halben Jahrhundert werden in Wetzikon Schlüssel hergestellt.»
So lautet im «Zürcher Oberländer» vom Dienstag (16. September 2025) der Lead zu einem ganzseitigen Artikel. Und weiter heisst es:
«60 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer tragen einen Schlüssel aus Wetzikon auf sich. Denn dort befindet sich der Produktionsstandort der traditionsreichen Firma Dormakaba. Gegründet wurde die Produktionsstätte vor 50 Jahren von der Kaba Schweiz AG; nach der Fusion von Kaba und Dorma im Jahr 2015 firmiert sie heute unter dem Namen Dormakaba.»
Das ist leider alles ziemlich falsch. Eine Schlossfabrik in Wetzikon wurde bereits 1918, also vor 107 Jahren, im Gebäude der ehemaligen Stickerei Linsi eingerichtet. Die 1915 in Zürich gegründete Aktiengesellschaft Bauer AG hatte dieses Gelände gekauft, und hier in Wetzikon wurden Schlösser und Schlüssel zunächst mit fremden Patenten aus Deutschland hergestellt. 1924 wurde als Chef der Wetziker Produktionsstätte ein gewisser Fritz Schori eingestellt, und dieser Tüftler liess 1934 seine eigene Erfindung, das später weltberühmte «Kaba-Schloss» patentieren. Es handlete sich um ein Sicherheitsschloss mit flachem Steckschlüssel, eine echte Innovation. Der Markenname «Kaba» stand für «Kassen Bauer». 1943 und 1961 (durch einen Landzukauf in Kempten) wurde der Standort Wetzikon ausgebaut. 1973/1974 wurde in Kempten eine neue Schlossfabrik gebaut, die Bauer AG wurde eine Holding und der Standort Wetzikon wurde als Tochtergesellschaft Bauer Kaba AG verselbständigt.
Dies alles und noch viel mehr über die Geschichte des «Kaba-Schosses» und seines genialen Erfinders ist nachzulesen in einem 1987 erschienen «Heimatspiegel», der damals noch monatlichen Beilage des «Zürcher Oberländers», verfasst vom heutigen Redaktionsleiter von buebikenews. Ironischerweise trug die aufwändige Recherche über «die Spuren jenes Wetzikers, der das Kaba-Schloss entwickelte», den Titel «Fritz Schori – ein fast vergessener Erfinder». Augenscheinlich sind Schori und sein Lebenswerk beim ZO ein weiteres Mal in Vergessenheit geraten. Damit es nicht noch ein weiteres Mal wird, stellen wir den betreffenden «Heimatspiegel» als PDF online.
(bn)




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Hirni (Dienstag, 16 September 2025 09:34)
Kaum zu glauben, welchen Hafenkäse uns der ZO als kostenpflichten "Qualitätsjournalismus" auftischt, währendem die seriösen Recherchen auf unserem Gratis-Portal Bubikernews nachzulesen sind
Bravo! (Dienstag, 16 September 2025 11:36)
So gut und bravo bn - resp. Thomas Illi! Der Artikel ist von hervorragender Qualität!
Der Heimatspiegel vom ZO wurde wohl nicht digitalisiert. Ein echtes Erinnerungsstück. Danke dafür!
123 (Dienstag, 16 September 2025 12:24)
Recherchieren konnte der ZO noch nie!
Thomas Illi (Dienstag, 16 September 2025 12:50)
@123
Doch, als ich noch dort arbeitete (1982 bis 1988).... ;-)