Super-Recognizer sind Menschen, die überdurchschnittliche Fähigkeiten im Vergleich und der Wiedererkennung von Gesichtern unbekannter
Personen aufweisen – sogar bei schlechter Bildqualität oder erheblicher Alterung der Personen. Die Kantonspolizei St.Gallen und die Stadtpolizei
St.Gallen haben in einem einjährigen Pilotprojekt die Einsatzmöglichkeiten von Super-Recognizern in der Polizeiarbeit evaluiert. Dieses schloss erfolgreich ab, und der Einsatz dieser
ausserordentlichen Fähigkeit im Einsatz hat sich laut einer Mitteilung der Kantonspolizei St. Gallen vom Donnerstag (6. Mai 2025) bewährt. Künftig werden Super-Recognizer bei der Kantonspolizei
St.Gallen und bei der Stadtpolizei St.Gallen in einer Zusatzaufgabe zum Einsatz kommen und unter anderem für Bildfahndungen sowie bei Veranstaltungen eingesetzt
werden.
Begonnen hat das Super-Recognizer-Projekt im Frühjahr 2023. Zusammen mit der Stadtpolizei St.Gallen rekrutierte die Kantonspolizei St.Gallen insgesamt acht
Mitarbeitende, die gemäss wissenschaftlichen Tests unter der Leitung von Dr. Meike Ramon, Professorin an der Berner Fachhochschule, über überdurchschnittliche Fähigkeiten im Vergleich und der
Wiedererkennung von Gesichtern verfügen.
Während genau einem Jahr, vom 1. Januar 2024 bis Ende Dezember, wurden die Super-Recognizer nebst ihrer angestammten dienstlichen Tätigkeit mit spezifischen
Aufträgen und Anfragen bedient. So mussten die Super-Recognizer beispielsweise Bilder vergleichen, verbunden mit der Frage, ob es sich um die gleiche Person handelt. Oder sie verglichen
selbständig Bilder und Bildserien, um anhand der abgebildeten unbekannten Täterschaften mögliche Tatzusammenhänge zu erkennen oder im Idealfall gar die unbekannten Personen zu erkennen. Bei
ausgewählten Veranstaltungen wurden Super-Recognizer eingesetzt, um in den Menschenmengen gezielt nach gesuchten Personen Ausschau zu halten. Dies mit dem Ziel, diese Personen anschliessend zu
identifizieren. Kurzum – die Super-Recognizer sollten auf diversen Wegen wichtige Ermittlungshinweise generieren.
Erfolgreiches Pilotprojekt
Die zahlreichen komplexen Bildvergleiche zur Evaluation, ob es sich auf betrachteten Bildern um dieselbe Person handelt, wurden jeweils mehreren Super-Recognizern
gleichzeitig zugestellt. In knapp 80 Prozent der Beurteilungen kamen sie unabhängig voneinander zum gleichen Schluss und konnten so offene Fragestellungen in laufenden Ermittlungen klären und
diese entsprechend weiterbringen.
Daneben wurden die Super-Recognizer während der Pilot-Phase ebenfalls mit umfangreichem Bildmaterial bedient. Oftmals waren es Bilder unbekannter Personen aus
offenen Fahndungen, zumeist mit schlechter Bildqualität, aufgenommen anlässlich von Tatbeständen. Die Bilder wurden einerseits untereinander verglichen, mit dem Ziel, Serien zu erkennen.
Andererseits wurden diese Bilder aber auch mit Fotoaufnahmen von bereits bekannten Personen abgeglichen, um damit mögliche Täterhinweise zu generieren. Dank der aussergewöhnlichen Fähigkeit der
Super-Recognizer konnten so über 300 Hinweise auf mögliche Serien oder Täterschaften generiert werden. In 60 Prozent der Fälle konnten die gemachten Hinweise zudem durch
Geständnisse der ermittelten Täterschaft untermauert werden. Fehlerhafte oder nicht entscheidbare Hinweise gab es nur in 3 Prozent der Fälle. Die übrigen Fälle konnten aufgrund laufender
Ermittlungen noch nicht abschliessend überprüft werden.
Beeindruckend waren die Ergebnisse, die Super-Recognizer anlässlich zweier Veranstaltungen erzielt haben. Die Super-Recognizer hatten den Auftrag, anlässlich der
Veranstaltungen polizeilich gesuchte unbekannte Personen in der Menschenmenge zu erkennen. Dazu studierten sie vorgängig Dossiers mit ebendiesen Personenbilder, welche in Verbindung zu begangenen
Straftaten stehen. So konnten insgesamt 20 gesuchte Personen eruiert werden. Diese wichtigen und entscheidenden Hinweise flossen im Anschluss in die weiteren
Ermittlungshandlungen ein. Dies führte schliesslich zur Identifikation der gesuchten Täterschaft.
(KAPO SG/bn)
Kommentar schreiben