Umfrage: Nur 20 Prozent «mehrheitlich zufrieden» mit dem Bubiker Gemeinderat

(Bild: Adrian Wegmann/bn)
(Bild: Adrian Wegmann/bn)

 

Rund drei Viertel der Bubikerinnen und Wolfhauser sind mit dem amtierenden Gemeinderat «mehrheitlich unzufrieden» und wünschen sich – ein Jahr vor den nächsten Wahlen – «eine Veränderung». Dies ergab eine Online-Umfrage bei den Leserinnen und Lesern von buebikernews.

 

Das Voting dauerte vom 11. Februar bis zum 10. März 2025 und wurde von mehreren Hundert Teilnehmenden benutzt. buebikernews-Artikel werden monatlich von rund 20'000 Leserinnen und Lesern aufgerufen.

 

  • 74,34 Prozent der Teilnehmenden gaben an, mehrheitlich unzufrieden zu sein und eine Veränderung zu wünschen
  • 22,12 Prozent zeigten sich mehrheitlich zufrieden
  • 3,54 Prozent gaben eine neutrale Stellungnahme ab

 

In Wortkommentaren konnte die Stimmabgabe auch begründet werden. Diese Möglichkeit nahmen rund 21 Prozent wahr.

 

Logo-Affäre Im Zentrum der Kritik

 

Bei den Unzufriedenen wurde sehr oft die Logo-Posse von vergangenen Sommer angeführt, die als «unnötige Steuergeldverschwendung» bezeichnet wurde.  Ebenfalls als Beispiel für unnötiges Geldausgeben wurde die «Sommer-Matinée» mehrfach genannt: «Steuergelder investieren für etwas, das nicht gebraucht wird!», schrieb ein Leser ins Kommentarfeld. Auch die geplante Einführung von Tempo 30 in einzelnen Aussenwachten wurde als «Geldverschwendung» bezeichnet. Umgekehrt wurde auch das «Nichtzustandekommen des neuen Logos» nicht unter Ärger, sondern unter Freude genannt. Kritisiert wurde in einigen Kommentaren auch der «harsche und bestimmende Ton gegenüber der Bevölkerung», die «Arroganz» und das «am Volk vorbei Politisieren». Die Verwaltung wird in einem Statement als «instabil» bezeichnet.

 

Einige Stimmen drückten aus, dass «nichts geändert» worden sei, was man der Vorgängerbehörde vorgeworfen habe, namentlcih im Bereich Liegenschaften und Kommunikation. Zitat aus einem Kommentar: «Grosse Wahlversprechen und Anschuldigungen an bisherigen Gemeinderat im Vorfeld der letzten Wahlen. Nach der Wahl wurden die gleichen Fehler gemacht.» Eine andere Stimme: «...setzt primär Eigeninteressen durch und arbeitet nicht primär bevölkerungsorientiert». Der Gemeinderat handle «träge, es läuft zähflüssig». Vielleicht, so ein Kommentar, dürften die Gemeinderäte  «sich wegen dem Gemeindepräsident auch nicht richtig entfalten. Schade.»

 

Tadel auch von mehrheitlich Zufriedenen

 

Kritik kam interesssanterweise auch von  Votanten, die als «mehrheitlich zufrieden» stimmten: Auch hier wurde mehrfach die Logo-Affäre  als «Ärger» genannt – im Sinne einer «Ausnahme»:  Ein Zufriedener schrieb: «Alle vorgeschlagenen neuen Gemeindelogos waren nicht sehr professionell und zu generisch, zu wenig passend zum Wappen von Bubikon». Ein Neutraler: «Ärger! Neues Fahnenlogo. Die Kosten sollten die Verursacher selber tragen.»

 

In einem ausführlichen Statement aus dem Leserkreis werden auch klare Vorstellungen geäussert, was sich in Bubikon und in den Bubiker Behörden ändern sollte: «Mehr Budget für die Schule und ein Schulbus für Wolfhauser Kinder nach Bubikon, Verkehrskadetten für die Erstklässler, ein Budget für mehr Events für Jugendliche, ein schöneres Jugi, mehr Budget für Präventionskurse für die Kinder/Jugendliche.»

 

Die Stimmabgaben und Kommtare konnten explizit auch anonym erfolgen. In einem Kommentar hiess es, dass davon Gebrauch gemacht werde, weil man «politische Repression» befürchte.

 

Gemeinderat hat «aus persönlichen Begegnungen und Gesprächen ein anderes Bild»

 

buebikernews hat den Gemeinderat um eine Stellungnahme zu den Ergebnissen der Umfrage gebeten. «Dem Gemeinderat liegt ein lebendiger Austausch mit der Bevölkerung von Bubikon am Herzen», heisst es in einem schriftlichen Statement: «Die vielen persönlichen Gespräche und Begegnungen zeigen ein anderes Bild als diese anonyme Umfrage, die wir nicht kommentieren. Wer konkrete Anliegen an den Gemeinderat hat, ist jederzeit eingeladen, sich direkt zu äussern. Auch die Gemeindeversammlungen, die Informationsveranstaltungen und die regelmässigen Sprechstunden des Gemeindepräsidenten bieten Gelegenheit zum Austausch.»

 

(bn)

 

(Bild: Wikipedia)
(Bild: Wikipedia)

 

 

Die Ermittlung von Zustimmungsraten für Regierende durch Umfragen gehören in den USA zum politischen Alltag. Eine Zustimmungsrate (Approval) von etwas mehr als 20 Prozent muss im Vergleich zu den Werten von US-Präsidenten als katastrophal gewertet werden.   

In einer Bubble von Claqueuren und Beratern gefangen

 

Kommentar. Die tiefen Zustimmungswerte für den Bubiker Gemeinderat ein Jahr vor den Wahlen sind für politische Beobachter keine Überraschung: Vieles, was in der Umfrage von buebikernews jetzt offen zu Tage getreten ist, hat sich schon im vergangenen Sommer abgezeichnet. Ganze vier Monate hat es gedauert, bis der Gemeinderat und namentlich der Gemeindepräsident eingesehen haben, dass Idee und Art der Umsetzung eines neuen Logos aus der Sicht unserer traditionsbewussten, heimatverbundenen Bevölkerung unsinnig sind. Und dass ein solches Vorhaben schon gar nicht ohne ergebnisoffenen Einbezug des Bevölkerung umgesetzt werden kann. Die Risse, die damals im Volk entstanden sind, sind bis heute nicht gekittet.

 

Statt auf die Stimme des Volkes zu hören, hat man sich zu lange auf das Urteil eines engen Umfeldes von «Friends» und von sehr teuer bezahlten Beratern verlassen. Das scheint – wie aus der Stellungnahme des Gemeinderats zur buebikernews-Umfrage ersichtlich ist – auch jetzt der Fall zu sein. Eine solche Bubble von Claqueuren ist gefährlich – das erfuhren schon mittelalterliche Könige. Der Vornamensvetter des Gemeindepräsidenten, Hans Christian Andersen, schildert diesen Effekt sehr treffend im Märchen «Des Kaisers neue Kleider». Wer sich nicht kritisch hinterfragt – oder noch besser: hinterfragen lässt – steht nackt vor dem Volk da. Kluge Herrscher leisteten sich deshalb einen Hofnarren, der sagen durfte, was das Volk nur zu denken oder hinter vorgehaltener Hand zu raunen wagte.

 

Einer kritischen Presse ist heutzutage eigentlich diese Hofnarren-Rolle zugedacht. Doch der Gemeinderat hat mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass ihm eine solche in Bubikon – in Form eines unabhängigen, kritischen Newsportals – ein Gräuel ist. Das passt alles sehr schlecht zum Anspruch, gerade in Sachen Kommunikation alles besser machen zu wollen als die Vorgängerbehörde. Dass es dem aktuellen Gemeinderat nicht wirklich gelungen scheint, ein stabiles Grundvertrauen aufzubauen, zeigte sich nicht zuletzt auch darin, dass er in der laufenden Legislatur bei wichtigen Sachgeschäften oft keine Mehrheit im Volk fand: so namentlich bei der beantragten Auslagerung der AHV-/IV-Zusatzleistungen, bei der Parkierungsverordnung und beim ablehnenden Gegenantrag zur Feuerwerksverbots-Initiative.

 

Noch bleibt bis zu den nächsten Wahlen ein Jahr Zeit. Die Bubiker Ortsparteien werden jedoch wohl nicht umhin kommen, rasch eine Personaldiskussion anzustossen.

 

Thomas Illi, Redaktionsleiter buebikernews

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Ergänzung (Dienstag, 11 März 2025 19:30)

    Für die Matinee wurden 15'000.- aus dem Beubiker Fond verschwendet.

  • #2

    Eine 8633-erin (Mittwoch, 12 März 2025 07:35)

    Ein Zeichen an die Bevölkerung sich aktiv und konstruktiv in der Gemeinde zu beteiligen.
    Ein Zeichen an die Behörden noch aktiver und kommunikativer an die Bevölkerung zu gelangen.
    Ein Dankeschön abgeben, für all die Dinge, welche in der Gemeinde gut und sehr gut laufen. Und das ist doch etliches!