Die Dorfkönige und die kritischen Lokalmedien

(Bild: buebikernews)
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Leitartikel. In Küsnacht wurde kürzlich die Redaktionsleiterin des lokalen Wochenblatts «Küsnachter» per sofort freigestellt. Der «Tages-Anzeiger» vermutet, dass das auf eine Intervention  des freisinnigen Gemeindepräsidenten Markus Ernst zurückzuführen sei, dem die kritische Berichterstattung des Blattes zunehmend missfallen habe. Entsprechende politische Verlautbarungen aus Ortsparteien untermauern diese Vermutung.

 

Der «Küsnachter» ist an sich unabhängig von der Gemeindeverwaltung und wird von der Lokalinfo AG herausgegeben, hinter welcher der frühere SVP-Nationalrat Walter Frey steht. Eine finanzielle Abhängigkeit zur Gemeinde Küsnacht besteht jedoch insofern, als die Gemeinde ihre amtlichen Inserate bisher im «Küsnachter» publizierte, den Auftrag nun aber neu ausschreiben will. Damit droht eine Haupteinnahmequelle zu versiegen.

 

Der Fall ist sehr typisch für die Schweiz: In politischen Sonntagspredigten wird auch von Lokalpolitikern stets die Pressefreiheit gelobt und gepriesen, in der Realität aber wird oft Druck ausgeübt. Kritikfähigkeit ist selten eine herausragende Eigenschaft von Gemeindepräsidien, schon eher Beratungsresistenz.

 

Das scheint auch in Bubikon nicht anders zu sein, wenn man die Reaktionen der letzten Monate aus dem Gemeindehaus auf unsere Berichterstattung betrachtet. Zugegeben: Unsere Kritik etwa am Logo-Desaster und an der mehrmonatigen Unfähigkeit der Gemeindeführung, den Irrweg einzusehen, war hartnäckig und hart. Aber sie war von einer überwältigenden Mehrheit der Bubiker Bevölkerung mitgetragen, was schliesslich zu einem guten Ende in dieser Affäre führte. Ohne kritische Lokalberichterstattung hätte Bubikon jetzt ein hässliches Komposthaufen-Logo.

 

Was anders ist in Bubikon als in Küsnacht: buebikernews ist in keiner Art und Weise abhängig vom Wohlwollen der amtierenden Behörden. Kein einziger Schweizerfranken floss bisher aus dem Gemeindehaus in unsere Kassen. Wenn wir über amtliche Verlautbarungen berichten oder Flyer für Veranstaltungen der Gemeinde publizieren (etwa für das 1250-Jahr-Jubiläum von Rüeggshausen am Sonntag), tun wir das ausschliesslich nach journalistischen Kriterien und ohne irgendwelche Vorteile finanzieller oder anderer Art. Diese vollständige Unabhängkeit betrachten wir als unabdingbare Voraussetzung für unseren Journalismus, der ab und an ja auch lobend und nicht kritisch sein kann.

 

Dass man sich im Gemeindehaus öfters über uns ärgert, ist uns bewusst und eigentlich auch ein Beleg dafür, dass wir unsere Rolle als kritische Begleitung der Gemeindepolitik richtig wahrnehmen. Wenn wir feststellen, dass mangels Druckmitteln falsche Gerüchte über uns verbreitet werden – etwa, wir würden selber anonyme Kommentare in unsere Kommentarspalten schreiben, um die Stimmung gegen die Behörden anzuheizen – so nehmen wir das mit grosser Gelassenheit hin, denn jeder wehrt sich halt mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen.

 

Thomas Illi, Redaktionsleiter buebikernews

 

 

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