Leitartikel. Die Zürcher Baudirektion will ein dem Kanton gehörendes, über 150 Jahre altes Bauernhaus am Lützelsee abreissen und die Umgebung «renaturieren». Nach mehreren Artikeln auf buebikernews hat jetzt auch der Zürcher «Tages-Anzeiger» die Geschichte aufgegriffen und von der Baudirektion erfahren, dass laut Moorlandschaftsverordnung die Kantone verpflichtet seien, «Beeinträchtigungen von Moorschutzgebieten so weit als möglich zu beheben». Das Gebäude beim Lützelsee gelte als Beeinträchtigung, und durch den Abriss komme der Kanton seiner Verpflichtung nach.
In Bubikon reibt man sich ob solch einer Argumentation die Augen: Dieselbe Baudirektion, welche die idyllische und weitgehend intakte Moorlandschaft im Bubiker Hüsliriet mit einem gigantischen Windrad verunstalten will, das fast der doppelten Höhe der Cheops-Pyramide entsprechen würde, fühlt sich «verpflichtet», ein paar hundert Meter weiter ein schmuckes altes Bauernhaus am Rande des Lützelsees abzureissen, weil es «eine Beeinträchtigung des Moorgebietes» darstelle? Das ist an ideologisch verstrahlter Absurdität kaum zu überbieten.
Nichts gegen die Erhaltung und den Schutz von intakten Landschaften. Auch nichts gegen die Renaturierung von begradigten Bach- und Flussläufen. Aber das Rad der Zeit zurückdrehen wollen, indem man eine mehrhundertjährige ländliche Siedlungsgeschichte quasi rückgängig machen will? Mit derselben Argumentation müsste man ja auch alle anderen Bauten um den Lützelsee planieren, namentlich auch den unmittelbar neben dem Abbruchobjekt liegenden Hof mit der Storchenkolonie und dem beliebten Gartenbeizli.
Im Zürcher Oberland, wo man – noch – mit der Geschichte und den Traditionen verbunden ist, hat man für solche Spintisierereien einer abgehobenen städtischen Elite kaum Verständnis. Aber glücklicherweise funktioniert in der Schweiz die Demokratie noch, und in weniger als zwei Jahren finden ja wieder kantonale Wahlen statt.
Thomas Illi, Redaktionsleiter buebikernews


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Judith Bucher (Dienstag, 26 August 2025 11:28)
Vielen Dank für den tollen Artikel!
Es lohnt sich Paroli zu bieten - auch aus moralischen Gründen, und weil durchaus etwas bewirkt werden kann.
Der Willkür und der fehlenden Nachvollziehbarkeit muss man entgegenwirken. Immer wieder und aufs Neue! Menschen müssen wieder befähigt werden für Werte einzustehen und zu kämpfen. Es ist unsere Umgebung und die Welt der jungen Menschen, welche lernen und profieren können.
Tja (Dienstag, 26 August 2025 11:58)
Der Baudirektion muss man Geld wegnehmen sonst kommen sie auf noch mehr dumme Ideen. Die haben zu viel Personal das nichts zu tun hat.
Nicht das Gleiche (Mittwoch, 27 August 2025 10:26)
Es gilt: Wenn 2 das selbe Tun, ist es nicht das Gleiche...
vom Geissberg (Mittwoch, 27 August 2025 11:12)
Ich bin grundsätzlich einverstanden.
Aber: die "idyllische und weitgehend intakte Moorlandschaft im Bubiker Hüsliriet" ist auch nicht so intakt wie viele Buebiker glauben... Da geht nämlich eine Hochspannungsleitung mit mehreren sehr hohen Masten quer und mitten durch das idyllische Gebiet.
Ein Windrad auf dem Hombergchopf hätte keinen Einfluss auf die Natur im Hüsliriet.
Die Argumentation der Windradgegner mit der Idylle und intakten Landschaft ist da etwa gleich wie die diejenige der Baudirektion :-)
PS: Es gibt durchaus gute Gründe für oder gegen Windräder.
Tja (Mittwoch, 27 August 2025 21:22)
Es geht mir eher um das Prinzip, dass die Baudirektion mit ihrem Vorgehen Geld aus dem
Fenster wirft. Es soll ein Teil von unserem Vermögen unnötig zerstört und dafür noch mehr Geld aufgewendet werden.
Solche Leute haben in Ämtern nichts verloren, es würde mich nicht wundern wenn es noch zugezogene Personen sind.