Hasel am Lützelsee – ein Stück ländliche Dorfgeschichte

 

Das kantonale Hochauamt, das Regierungsrat Martin Neukom (Grüne) untersteht, will ein historisches Bauernhaus im kleinen Weiler Hasel am Lützelsee abbrechen und das Gelände ohne Ersatzneubau «renaturieren» (buebikernews berichtete). Das seltsame Vorhaben hat in der Region bereits Widerstand geregt und wirft Fragen auf: einerseits nach dem Moorschutz am Lützelsee, aber auch nach heimatkundlichen Aspekten.

 

Das fragliche Bauernhaus mit Scheune wurde wohl nach 1850 erbaut. Auf der Wild-Karte aus dieser Zeit ist das Haus noch nicht eingezeichnet, sondern nur das 1841 im Vogel-Ortslexikon erwähnte einzige Wohnhaus. 1873 hingegen sind für den Hasel im Weber-Handlexikon zwei Wohnhäuser erwähnt, und auf der Siegfried-Karte um 1880 ist der «Hasel 2», Neukoms Abbruchliegenschaft, dann eindeutig identifzierbar.

 

Das Haus dürfte also bereits vor 1873 erstellt worden sein. Schon im Jahre 1877 spielte der Weiler Hasel im Konkus gegen den Hombrechtiker Möbelfabrikanten Rudolf Kunz, wohnhaft auf der Platte, eine Rolle. Am 8. August 1877 fand nämlich im Hombrechtiker «Löwen» eine öffentliche Versteigerung des Liegenschaftenbesitzes von Rudolf Kunz statt, wozu auch rund 16 Aren «Sträueland» im Hasel am Lützelsee gehörten. Der vermutlich aufsehenerregende Konkursfall wurde erst 1878 abgeschlossen; Kunz entging damals der Einstellung im Aktivbürgerrecht.

 

Der Hasel war aber bereits einige Jahre früher, 1836, Schauplatz noch in einem weiteren Gerichtsfall. Damals ging es um eine Auseinandersetzung zwischen einem im Hasel wohnhaften Dietegen Graf  und dem Hombrechtiker Gemeindeammann Dändliker, welcher Graf «Pfandversilberung» beziehungsweise «Entfremdung eines Pfandobjects» vorgeworfen hatte.

 

Fazit: Ein über Jahrzehnte landwirtschaftlich genutztes Siedlungsgebiet zu «renaturieren» ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite besteht in der Zerstörung von heute noch sichtbaren baulichen Zeugen der Dorfgeschichte, konkret des Siedlungsensembles Hasel. (bn)

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    aus 8633 (Montag, 18 August 2025 11:39)

    Vielen herzlichen Dank für die Aufarbeitung der Ortsgeschichte - mit Dokumenten. Das können nur Sie!