Schützenverein Bubikon ist so alt wie das «Vetterli»

Der Schützenverein Bubikon wurde 1873 gegründet, feiert diese Jahr somit sein 150-jähriges Jubiläum. Die Vereinsgründung fiel damals in eine politisch und militärtechnisch turbulente Zeit: Mitte des 19. Jahrhunderts blieb Europa, nach den Revolutionen von 1848, lange Zeit instabil. Zahlreiche Konflikte und Kriege zwischen den damaligen Grossmächten Frankreich, Preussen, Österreich und Italien steigerten einerseits den Wehrwillen des jungen Bundestaates Schweiz, was sich in in einem überaus aktiven Schützenwesen mit Vereinsgründungen und vaterländischen Schützenfesten manifestierte. Die militärpolitische Lage in Europa führte anderseits aber auch zu einer rasanten Weiterentwicklung der Waffentechnik.

 

Um 1850 setzten sich zunächst Hinterladergewehre durch, denn sie erlaubten es den Schützen, in Deckung nachzuladen, ohne sich erheben zu müssen. Rasch wurden auch in der Schweiz die Vorderlader entsprechend umgebaut. Wenige Jahre später kamen Metallpatronen auf, und auch dies führte zu Adaptionen der bestehenden Waffen. In Schweizer Militär- und Schützenkreisen existierten verschiedene Verschluss-Systeme parallel, etwa das aus den USA importierte Peabody-Gewehr, die Adaptionen nach Milbank-Amsler oder die Fallblock-Stutzer des Thurgauer Industriellen Friedrich Martini. Alle diese Büchsen waren noch Einzellader mit Randzündung. Im amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) machte dann aber eine Erfindung des Amerikaners Benjamin Tyler Henry Furore: Ein Unterhebel-Repetiergewehr mit Fallblock und Röhrenmagazin unter dem Lauf. Henry- oder Winchester-Gewehre, wie sie später genannt wurde, nach diesem System sind heute noch unverzichtbare Requisiten jedes Western-Films.

 

Auch in Europa wurde an Repetiergewehren getüftelt. Mit der Erfindung von Johann Friederich Vetterli, dem technischen Direktor der Waffenfabrik Neuhausen, hatte die Schweiz die Nase vorn: Vetterli kombinierte 1867 das Röhrenmagazin der Henry-Büchse mit einem von ihm erfundenen neuartigen Zylinderverschluss. Das Vetterli-Gewehr im Kaliber 10,4 mit – je nach Ausführung – rund zehnschüssigem Magazin wurde 1870 Armee-Ordonnanz. Die Schweizer Armee verfügte damit über das erste und modernste – aber im Ausland oft kopierte – Repetiergewehr in Europa. Ab 1890 wurde es sukzessive durch die Infanteriegewehre und Karabiner nach dem neuen Gerdezug-System Schmidt-Rubin im Kaliber 7,5 abgelöst, blieb jedoch bis Ende des Ersten Weltkrieges 1918 in Teilen der Armee im Einsatz. Ebenfalls im ausserdienstlichen Schützenwesen wurde das Vetterli noch bis weit ins 20. Jahrhundert verwendet.

 

Ebenso wurden Vetterli-Gewehre noch oft, teilweise sogar bis heute, jagdlich eingesetzt, vor allem bei der Bündner Hochjagd, wo mit Kalibern mit über 10 Millimetern geschossen werden muss. (bn)

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