72,2 Prozent der Bubiker Stimmberechtigten, die an diesem Wochenende an die Urne gingen, haben der Abzocker-Initiative von Thomas Minder zugestimmt. Als erstes Land Europas wird die Schweiz mit dieser Verfassungsbestimmung einschneidende Massnahmen gegen das überbordende Boni- und Entschädigungsunwesen im Schweizer Topmanagement ergreifen müssen.
Wer in den vergangenen Wochen offen bekannte, dass er dieser Initiative zustimmen werde, musste sich – selbst von eher linker Seite – einiges anhören: Neid, sozialistische Planwirtschaft, Arbeitsplatzgefährdung undsoweiterundsofort. Leben in Bubikon 72,2 Prozent Marxisten? Natürlich nicht. Das zeigt nur schon der Blick auf die anderen Abstimmungsresultate in unserer Gemeinde.
Das Resultat ist – wie anderswo, selbst an der Zürcher Goldküste – schlicht und einfach eine Misstrauenskundgebung an das wirtschaftliche und politische Establishment, das in den letzten Jahren Sitten und Anstand in diesem Land hat verludern lassen, eine schallende Ohrfeige ins Gesicht eines Daniel Vasella, Marcel Ospel und weiterer "Wirtschaftsführer" dieser Machart, welche die von ihnen beherrschten Unternehmen mehr und mehr als Selbstbedienungsläden zur Befriedigung ihrer eigenen, ungerechtfertigten Vorteile betrachteten.
Das Abstimmungsresultat ist ein Misstrauensvotum auch gegenüber dem Parlament, das dem Volk weismachen wollte, ein nach zähem Ringen und jahrelanger Verzögerung präsentierter indirekter Gegenvorschlag, über den gar nicht abgestimmt werden konnte, sei die bessere Alternative. Die Angst, dass nach einem Nein zur Minder-Initiative gegen ebendiesen Gegenvorschlag von ebendiesen Leuten, die ihn soeben noch gelobt hatte, postwendend das Referendum ergriffen worden wäre, war nicht zu übersehen.
Thomas Illi, Chefredaktor "buebikernews"
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