Keine Zeitung...

Man weiss es: Printprodukte – Zeitungen, Magazine, Bücher – befinden sich in der Defensive. Immer mehr Menschen lassen sich durch elektronische Medien informieren und unterhalten. Trotzdem: Es gibt sie noch, diese Leserinnen und Leser, die gerne ein Stück Papier in der Hand halten, den Duft der Druckerschwärze einatmen. Besonders die Zeitungslektüre am Morgen, zu einem starken Espresso, ist durch nichts zu ersetzen, schon gar nicht durch ein iPad. Wer möchte schon Konfitüreflecken auf dem guten Stück?

 

In letzter Zeit ist es häufig vorgekommen, dass ich beim morgendlichen, noch schlaftrunkenen Gang zum Briefkasten ins Leere griff. So auch heute. Keine Zeitung! Dabei habe ich gleich deren zwei abonniert: Den "Zürcher Oberländer" und den "Tages-Anzeiger". Bei beiden Zeitunen habe ich mehrere Jahre gearbeitet, und ihnen werde ich ein Leben lang treu bleiben, auch wenn ich nicht selten über das Dargebotene herziehe.

 

Keine Zeitung, obwohl man sie abonniert hat. Ein solcher Frust ist am frühen Morgen schwer erträglich. Der Abo-Dienst nimmt Anrufe erst ab 07.30 Uhr entgegen. Ja, aus Wolfhausen werde eine Verspätung gemeldet, der Verträger habe sich verschlafen. Die Zeitung werde bis spätestens 09.30 Uhr nachverteit.

 

09.30 Uhr ist längst vorbei, aber die versprochene Zeitung noch immer nicht da. Die Nachbarin kommt jetzt auch zur Briefkastenanlage: In ihrem Kasten liegt ein ZO. Jetzt wandelt sich der Frust in Wut: Die Verträgerorganisation hat nicht nur verpennt, sondern beim Nacharbeiten auch noch geschlampt und mich gleich um zwei bezahlte Zeitungen geprellt.

 

Weiss man in den Chefredaktionen und den Teppich-Etagen der Verlage, dass alle Bemühungen um Aktualität und Originalität in der Berichterstattung für die Füchse sind, wenn man die treuesten Abonnenten so vergrault? Sie werden sich rächen: Mit dem Griff zum iPad. Und wer kann, schreibt einen bösen Kommentar.

 

Thomas Illi, stinksaurer ZO- und Tagi-Abonnent, Wolfhausen

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